Image credit: Screenshot from my own LaTeX-document. Photo credit: Thorsten Ries.1

Für alle, die beim Schreiben von germanistischen Hausarbeiten und Dissertationen die Vorzüge des Textverarbeitungssystems LaTeX (sprich: [ˈlaːtɛç]) und des damit verbundenen Bibliografie-Systems BibTex nutzen wollen, habe ich einen Tipp (für die Anregung danke ich Michael Sellhoff).

Hat man einmal diesen Entschluss gefasst, kommt man schnell zu der Frage: Wie kann ich denn einen korrekten germanistischen Zitierstil mit BibTex verwenden? Die Antwort ist: mit den Paketen biber, biblatex und biblatex-dw (von Dominik Waßenhoven, vgl. auch dahlmann.net). Diese Pakete z.B. in der Distribution TexLive enthalten und müssen nicht extra installiert werden.

Biber ermöglicht nicht nur leichte Anpassung des Zitierstils, sondern bringt auch volle UTF8-Unterstützung in der bibliografischen Datenbank sowie korrekte Sortierung der Bibliografie bei Umlauten in den Nachnamen. BibLaTex-dw implementiert den in den historischen Wissenschaften in Deutschland üblichen Zitierstil und ist leicht auf den germanistischen Zitierstil anzupassen.

So geht’s: Kickstart

Kopieren Sie den folgenden Code in die Präambel Ihres LaTeX-Dokuments und zitieren Sie einfach wie üblich mit dem »cite«-Befehl. Bitte achten Sie darauf, dass Sie die Bibliografie-Datenbank mit dem Befehl »biber« statt mit »biblatex« kompilieren müssen:

\documentclass[a4paper,10pt]{article}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[babel,german=guillemets]{csquotes}
\usepackage[T1]{fontenc}

\usepackage[backend=biber,style=authortitle-dw,series=afteryear,firstfull,
nopublisher=false,terselos=false]{biblatex}

\renewcommand*{\seriespunct}{=\addspace}
\renewcommand*{\newunitpunct}{\addperiod\space}
\renewcommand*{\publisherdatepunct}{\space}
\DefineBibliographyStrings{ngerman}{in={In:\hspace{1mm}}}

\ExecuteBibliographyOptions{%
bibencoding=utf8,
bibwarn=true,
sortlocale=de_DE,
isbn=false,
url=false,
doi=false,
eprint=false,
clearlang=true,
maxbibnames=99,
maxcitenames=1,}

\DeclareRedundantLanguages{english,german,french}{english,german, ngerman,french}

\addbibresource{meine-bibliografie-datenbank.bib}

Der Zitierstil biblatex-dw steuert vollautomatisch das gesamte Zitierverhalten im Dokument und setzt auch automatisch an den richtigen Stellen “Ebd.” oder die richtigen Kurz-Zitierformen, ebenso “Ders.” / “Dies.” usw. – vorausgesetzt natürlich, die Einträge in der bibliografischen Datenbank stimmen (zur für das Deutsche ggf. anzugebende Geschlecht vgl. 2.5 LATEX-Bibliographie in germanistischen Arbeiten).

Einige Beispiele

Die Langzitierformen, wie sie in der Bibliografie aufgeführt werden, sehen dann wie folgt aus:

Monografien (“@book”)

Marc Vogel: Durch Technik gutzumachen, was Technik frevelte. Zur Polivalenz der “Technik” bei Theodor W. Adorno. Würzburg: Königshausen und Neumann 2012 (= Epistemata Philosophie 508).

Herausgeberschriften (“@book” mit “editor”)

Matias Martinez (Hrsg.): Gottfried Benn – Wechselspiele zwischen Biographie und Werk. Göttingen: Wallstein 2007.

Artikel in Sammelbänden (“@incollection”)

Thorsten Ries: Notizbuchexperimente. Strategien der Textproduktion in Gottfried Benns Arbeitsheften. In: Matias Martinez (Hrsg.): Gottfried Benn – Wechselspiele zwischen Biographie und Werk. Göttingen: Wallstein 2007, S. 203-287.

Artikel in Zeitschriften (“@article”)

Thorsten Ries: Vom Ende des Empedokles. In: DVjs 75.2 (2001), S. 251-287.

Werke in Ausgaben (“@inbook”)

Friedrich Hölderlin: Hyperion. In: Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. v. Michael Knaupp. 3 Bde. Bd. 2. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1992, S. 483-760.

Anpassen: Kursivieren der Titel

Inzwischen hat sich vielfach eingebürgert, Titelnennungen im Fließtext und Titel in der vollständigen wie auch der gekürzten bibliografischen Angabe zu kursivieren. Meine etwas gewundene Formulierung lässt bereits erahnen, dass sich da schon eine ganze Reihe von Stilen herausgebildet haben. In manchen Fällen ist gewünscht, dass die jeweils zitierten Titel kursiviert werden, in anderen Stilen werden die Haupttitel kursiviert.

Um die zitierten Titel zu kursivieren, kann man einfach folgenden “Schalter” in die Präambel integrieren:

\DeclareFieldFormat{title}{\mkbibemph{#1}}
\DeclareFieldFormat{citetitle}{\mkbibemph{#1}}

Sollen nur die Haupttitel kursiviert werden (Zeitschriftentitel und Sammelband- / Ausgaben-Titel im Feld ‘booktitle’), kann man dies pro Publikationstyp einzeln definieren:

\DeclareFieldFormat{citetitle}{\mkbibemph{#1}}
\DeclareFieldFormat[book]{title}{\mkbibemph{#1}}
\DeclareFieldFormat[article]{journaltitle}{\mkbibemph{#1}}
\DeclareFieldFormat[incollection]{booktitle}{\mkbibemph{#1}}
\DeclareFieldFormat[inbook]{booktitle}{\mkbibemph{#1}}

Addendum I: “Fußnoten-Stil” footnote-dw

Der oben beschriebene Stil verwendet jeweils eine Kurzform der bibliografischen Angabe nach der ersten vollständig zitierten Form. In germanistischen und Historiker-Kreisen wird oft in Klammern “(wie Anm. x)” hinzugesetzt. Dies setzt der Stil “footnote-dw” um, der einfach statt mit der oben angegebenen mit der folgenden Package-Zeile eingebunden werden kann.

\usepackage[backend=biber,style=footnote-dw,series=afteryear,nopublisher=false,terselos=false,shortjournal=true]{biblatex}

Das funktioniert hervorragend. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass – um die Referenz in jedem Fall zu gewährleisten – bibliografische Angaben ausschließlich in Fußnoten möglich sind bzw. Aufrufe im Haupttext automatisch in \footnotecites umgewandelt werden. Dieser Stil eignet sich also nicht, wenn man bibliografische Angaben im Fließtext auszitieren will.

Addendum II: Option “addyear”

Seit ungefähr September 2013 gibt es für den “authortitle-dw”-Stil die Option “addyear”, mit der in der Kurzzitierform (= alle Angaben nach der ersten, wenn nicht anders deklariert) nach Autor und Titel in Klammern das Erscheinungsjahr angegeben wird. Also in der Kurzform statt “Nachname: Kurztitel, S. XX” mit Blick auf die wissenschaftliche Lesehaltung m.E. sinnvoller; “Nachname: Kurztitel (Jahr), S. XX”. Wenn man die Schreibweise “Nachname: Kurztitel. Jahr, S. XX” bevorzugt, so ist dies, mit ein wenig Tricksen, auch möglich. Die Lösung findet ihr hier!2


  1. Screenshot from my own LaTeX-document. ↩︎

  2. Special thx to “moewe”! ↩︎